Spatenstich - Museum Belvedere Salzburg
12. Nov. 2024
Im Herzen von Salzburg entsteht derzeit ein Highlight der österreichischen Museumslandschaft: Die Neue Residenz, schon bislang Sitz des Salzburg Museum, erweitert sich zu einem hochattraktiven Kulturareal und Standort des neugeschaffenen „Belvedere Salzburg“.
Nach Jahren intensiver Planung und Vorbereitung ist es nun soweit: Das ambitionierte Bauvorhaben, das die Neugestaltung der Neuen Residenz umfasst, geht in die nächste Phase. Die spektakulären Entwürfe stammen von den renommierten Architekturbüros „Schenker Salvi Weber“ und „Eidos Architektur“, die mit der Neugestaltung und der Generalsanierung des historischen Gebäudes betraut wurden.
Der Startschuss für die Baumaßnahmen wurde vom Salzburg Museum zum Anlass genommen, den aktuellen Stand des Projekts der Öffentlichkeit vorzustellen – und zwar direkt vor Ort in der Neuen Residenz, wo das Vorhaben nun offiziell beginnt.
Mit der Generalsanierung wird nicht nur das Gebäude selbst in neuem Glanz erstrahlen, sondern auch die Nutzungsmöglichkeiten des Museums und der kulturellen Einrichtungen erheblich erweitert. Es wird ein innovativer, moderner Rahmen geschaffen, der das historische Erbe der Neuen Residenz respektiert und gleichzeitig neue, zukunftsfähige Impulse setzt.
Das Bauprojekt stellt einen bedeutenden Schritt in der Weiterentwicklung Salzburgs dar und wird wohl nicht nur für die Stadt, sondern auch für die gesamte Region eine nachhaltige Wirkung entfalten.
Impressionen von der Feier zum Spatenstich am 12. November 2024
© Salzburg Museum_H.Rohrer
Bauaufgabe
Ziel des Bauvorhabens MBS_Museum Belvedere Salzburg ist die „Standorterweiterung Salzburg Museum Neue Residenz / Belvedere Salzburg“ im Zentrum des UNESCO-Weltkulturerbes und der denkmalgeschützten und charakteristischen Palastanlage der Neuen Residenz in der Salzburger Altstadt. Neben der Errichtung einer neuen Ausstellungshalle im Untergeschoss des 2. Innenhofes, als neue Heimat für das „Belvedere Salzburg“, ist die Adaption und Integration der bestehenden Räumlichkeiten in die neue Gesamtstruktur vorgesehen. Der Innenhof wird als öffentlicher Ort der Erholung, des Verweilens und als Treffpunkt gestaltet. Parallel zur Standorterweiterung des Salzburg Museums und der Neuerrichtung der Ausstellungsräume für das Belvedere Salzburg sollen die bestehenden Räumlichkeiten der Salzburger Landesregierung, der Post, sowie der Universität einer Generalsanierung, Revitalisierung unterzogen werden und neue Nutzungskonzepte erarbeitet werden.
Leitmotiv
Das Leitmotiv des Entwurfs ist der ikonografische Lichtbrunnen im Innenhof der Neuen Residenz. Inmitten der Altstadt von Salzburg wird dadurch ein atmosphärischer wie kontemplativer, öffentlicher Raum geschaffen. Der Lichtbrunnen ist ein zentrifugales Gelenk zwischen oben, unten, innen und außen, Himmel und Erde. Der Brunnen kühlt im Sommer und bildet die akustische Kulisse. Das Element Wasser wird in allen seinen Aggregaten erfahrbar.
Ausgangslage
Derzeit wird der Hof 2 in seiner Denkmalbedeutung durch die asphaltierte Hoffläche für eine Parkplatznutzung, den rezenten Erweiterungsbau am Westtrakt (Sattler-Panorama), welcher die historisch angelegte Hofzufahrt vom Residenzplatz in den Hof 2 zusetzt sowie die rezente Zufahrt vom Residenzplatz im Bereich der Stiege 7 stark beeinträchtigt.
Integrität der Neuen Residenz
Die Neugestaltung des Hof 2 in der Neuen Residenz stellt aus Sicht der Planenden ein Potential zur Verbesserung der stadträumlichen Qualitäten im UNESCO Welterbegebiet „Historisches Zentrum der Stadt Salzburg“ dar. Durch die Wiederherstellung der historischen Zufahrt in den Hof 2, das Verschließen der rezenten Durchfahrt, die Rückführung der Arkaden im Erdgeschoß Westtraktes sowie die Umgestaltung des Hof 2 von einem Parkplatz zu einem urbanen, partiell parkartigen, öffentlichen Aufenthaltsraum mit Lichtbrunnen wird die Integrität der Neuen Residenz wieder hergestellt.
Neugestaltung Hof 2 – Ehemalige Gartenanlage des Erzbischof Wolf Dietrich
Mit den geplanten Maßnahmen entsteht eine zeitgemäße, architektonisch höchst qualitätvolle Gestaltung des Hof 2 in Anlehnung an einen dort ab 1600 befindlichen Garten. Dieser Garten als Museumsadresse wird nun der Kultur und den Menschen gewidmet.
Die Gestalt des Hofraumes nutzt die Chance mit einfachen Mitteln einen identitätsstiftenden Ort zu schaffen und räumlich sowie funktional neu auszurichten. Die identitätsstiftende Brunnenfigur in diesem ‚Museumsgarten‘ verknüpft die horizontalen und vertikalen Raumschichten. Der elegante Brunnenring dient als Sitzlandschaft und fasst das Wasserbecken. Der Lichtbrunnen artikuliert sich und staffelt subtil zum neu geschaffenen Ausstellungshof des Museum Belvedere Salzburg. Das Museum erhält mit dem Hof ein atmosphärisches Foyer und mit dem Lichtbrunnen eine Adresse die latent auf den musealen Inhalt verweist.
Typologische Tradition
Als chronologische Intervention schaffen wir in Referenz zur Salzburger Brunnenkultur einen neuen Ort, welcher diese typologische Tradition differenziert fortsetzt und ergänzt.
Es entsteht ein kontemplativer Ort des Verweilens entlang des öffentlichen Gehweges in der Altstadt. Die hohe Aufenthaltsqualität generiert sich durch die akustische Kulisse & Kühlung durch den Brunnen. Diese Figur wirkt einerseits als zentrifugales Gelenk andererseits erdet Sie den Raum, lädt zum Verweilen ein und lenkt sanft die Bewegung im Raum.
Gestaltung
Die horizontale Gestaltung des Brunnens (Bänderung / Staffelung) nimmt die Proportion und den Maßstab der horizontalen Gliederung der Hoffassaden auf.
Der differenzierte Unterschnitt der Brunnenringe (Sitzbank Brunnen und Staffelung Lichtbrunnen Innen & Außenseite) generiert eine elegante schwebende Erscheinung.
Der Lichtbrunnen emanzipiert sich von seinem äußeren Brunnengefäß und verweist auf den musealen Inhalt im Kulturareal. Der Übergang von Bodenbelag zur Residenzfassade bleibt permanent sichtbar und somit räumlich präsent.
Materialität
Die Materialität von Lichtbrunnen & Pflanzschalen generiert sich aus dem mineralischen Bodenbelag aus Salzachkiesel. Die Betonfertigteile des Lichtbrunnen werden mittels Oberflächenbehandlung veredelt. Feinere Flächen werden gesäuert & gröbere Flächen werden händisch gestockt. Somit ordnet sich das Material Beton in eine lange währende Salzburger Tradition wie sie auch beispielsweise beim Festspielhaus (Clemens-Holzmeister-Stiege u.A.) zu finden ist. Diese Sichtbetonflächen stehen mit Ihrer Oberflächenbehandlung auch in Analogie zu dem in Salzburg vielfach verwendeten Konglomerat-Stein. Die Pflanzschalen aus Sichtbeton erhalten einen veredelten Rand aus engobierten großformatigen grünlichen Fliesen. Dieses Materialkonzept bildet in sich ein stimmiges Ensemble und stützt in subtilem Kontrast die Integrität der neuen Residenz.
Analogie zum Renaissancegarten
Die Gartengestaltung steht in Analogie zum italienischen Renaissancegarten. Der mit Salzachkiesel gepflasterte Bodenbelag wird dem Museumsgrundriss folgend windmühlenartig mit Pflanzen durchwirkt und begrünt. Diese durchschreitbaren Grünflächen bilden die Teppiche für die Pflanzenschalen, welche mit einem maximal tiefen Einstand von 80cm kelchartig wirken. Die hochstämmig aufgeasteten Bäume werden früh im Planungsprozess erworben. Somit wird mit der Eröffnung ein wirksames Dach aus gut angewachsenen Bäumen den Hofraum beschatten. Diese landschaftsarchitektonische Gestaltung führt zu einem stetigen Wechselspiel zwischen Fassade und Baumschalen resp. Brunnenringsitzbank.
Wegeführung
Der Besucher betritt die beiden Höfe der Neuen Residenz über eines der drei mächtigen, frühbarocken Portale am Residenzplatz, dem Mozartplatz oder der Kaigasse. Der Zugang zum Museum erfolgt wie im Bestand im Bereich des Mitteltrakt/Foyer.
Der Ticketbereich befindet sich unmittelbar nach dem, als Windfang ausgebildeten Foyer und öffnet sich mittels zwei Öffnungen (definiert durch die historischen Stichkappen im Gewölbe) zum neuen Treppenhaus. Eine kreisrund in den Boden eingeschnittene begehbare Öffnung verbindet das Foyer visuell mit der Ausstellungsebene im Untergeschoss. Ergänzend zu diesem Weg des Museumbesuchers besteht die Möglichkeit aus dem Ticketbereich direkt den Shop zu betreten. Durch selbigen soll der Besucher das Museum nach dem Besuch verlassen.
Komplettiert wird die Nutzung im Erdgeschoss durch einen Veranstaltungsraum. Der Veranstaltungsraum befindet sich in direkter Nähe der Garderobe und kann bei Events außerhalb der Öffnungszeiten des Museums durch einen Nebeneingang von der Kaigasse erschlossen werden. Der Raum selbst ist als flexibler Raum konzipiert, der verschiedene Nutzungsszenarien ermöglicht. In seiner Funktion wird er durch die diversen Nebenräume, den Cateringbereich, ein Möbellager und eine WC-Anlage ergänzt.
Die vertikale Erschließung hat die Funktion eines zentralen, verbindenden Elementes zwischen dem Salzburg Museum und dem Belvedere Museum, sowie der gemeinsamen genutzten Räumlichkeiten, wie zum Beispiel des Veranstaltungsbereiches im Erdgeschoss. Der Entwurf der Treppenanlage respektierte den historischen Bestand, die historische Gewölbestruktur wird in das Gesamtkonzept integriert und prägt den raumbildenden Abschluss nach oben.
Von der Hauptstiege gelangt der Besucher in einen zentralen, doppelgeschossigen Raum zwischen dem bestehenden und dem neuen Ausstellungsraum. Als Bindeglied der beiden Ausstellungshallen spannt er eine Sichtachse bis in den Innenhof der Österreichischen Galerie Belvedere auf.
Die neue Ausstellungsfläche unter dem südlich angrenzenden Hof 2 sind rund um den Innenhof organisiert. Die Räume generieren eine spannende kontinuierliche Raumkaskade als Museumsweg. Über eine Schleuse besteht die Möglichkeit des Zugangs zum Innenhof, einem Raum mit reflektiven und intimerem Charakter, in dem sich die Ausstellungen ausdehnen kann.
Methode
Dem gegenständlichen Entwurf ging eine eingehende Untersuchung des Bestandes voraus. Die Bauaufnahme wurde zum einen in Form eines bauhistorischen Raumbuches, zum anderen in Form von Bestandsplänen v.a. hinsichtlich der haustechnischen Anlagen dokumentiert. Auf Basis der Bestandsaufnahme wurden mehrere Nutzungsvarianten erarbeitet, welche in Folge dem AG zur Kenntnis gebracht wurden, auf Basis der Abstimmung mit dem AG wurde der vorliegende Entwurf erstellt.
Projektteam
Architektur:
Landschaftsplaner:
Rajek Barosch Landschaftsarchitektur
Statik:
Bauphysik:
AXIS Ingenieurleistungen ZT GmbH
Gebäudetechnik:
Modellbau 1:250:
Modellbauwerkstatt Gerhard Stocker
Brandschutz:
Lichtplanung:
Visualisierung:
Fotografie: